Reisdorf ist ein kleiner Ort im Tal des Emsbaches mit langer und bewegter Vergangenheit. Da sich der Ortsname in den Jahrhunderten stark änderte, kam es bei der Erstellung der Chronik zu Verwechslungen mit den Orten Rudersdorf und Rödigsdorf. Das ist jetzt überwunden und die Ersterwähnung wurde in den letzten 30 Jahren immer weiter zurück datiert. In der aktuellen Ausgabe 2016 von Wolfgang Kahl wird Reisdorf 775-815 in einer Urkunde erwähnt: „in Rudunestorf 2 Hufen von Slaven bewohnt.“ Der Ort war in seiner frühen Phase Grenzregion zum Slavenland, aber wie man aus der Urkunde entnehmen kann, war die Bevölkerung gemischt. Der Ort entwickelte sich gut, noch vor der Jahrtausendwende entstand um den Rundling der Kirche in Ost-West Richtung das Ober- und Unterdorf. Auch heute, 1000 Jahre später, ist diese Dreiteilung noch gut sichtbar. Aber den Einwohnern blieben auch schreckliche Zeiten nicht erspart. Zwei Mal, im Bruderkrieg und im 30 Jährigen Krieg stand die Existenz des Ortes auf Messers Schneide. Im Bruderkrieg 1446-51 wurde das Dorf vollständig zerstört, nur der gute Boden und ein köstlich sprudelnder Quell machte den Reisdorfern Mut ihren Ort wieder aufzubauen. Mindestens seit dem späten Mittelalter gab es im Dorf kein Rittergut mehr, von da an hatten die Einwohner keinen einflussreichen Fürsprecher bei der Obrigkeit, alle Belange mussten die „Einfachen Leute“ selbst regeln. Und das waren nicht wenige, das Gewohnheitsrecht, das von den Herrschenden gern verwässert wurde, musste verteidigt werden, viele Prozesse wurden mit der Schäferei Schwabsdorf ausgefochten und vieles mehr. Nach dem Ende der Dreifelderwirtschaft und dem Begleichen alter Zwänge und Frohnlasten kam es nach 1860 zu einem wirtschaftlichem Aufschwung und einer wesentlichen Verbesserung der Lebensverhältnisse auf dem Lande. Heute ist Reisdorf ein schmuckes Dorf, an die grauen Häuser zu DDR Zeiten erinnert sich kaum jemand. Junge Familien zieht es wieder in unseren Ort, ein Grund für die Attraktivität ist das rege Vereinsleben, Heimat-, DRK-, Feuerwehr und Sportverein. Viele können sich noch an die internationalen DRK Ausscheide erinnern, wobei die Reisdorfer Ortsgruppe stets vordere Preise abräumte. Zu unserem Ort gehört auch die umliegende Flur, meist intensiv landwirtschaftlich genutzt, aber auch ein kleiner Wald. Im „Reisdorfer Wäldchen“ wachsen einige botanische Kostbarkeiten. In den Trockenjahren 2018-20 haben die Nadelbäume sehr gelitten. In einer großflächigen Pflanzaktion wurden sie durch verschiedene Laubbaumarten ersetzt. Kommen die meisten durch, wird es eine Bereicherung für den Wald.