Ortsteil Münchengosserstädt
Seit dem 01.01.2020 ist Münchengosserstädt ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Bad Sulza.
Ortsfläche: | keine Informationen vorhanden |
Einwohnerzahl: | 241 (Stand 01/2025) |
Ortschaftsbürgermeister
Ortschaftsbürgermeister: | Markus Geßner |
Stellvertretender Ortschaftsbürgermeister: | Martin Zeitschel |
Ortschaftsrat
Der Ortschaftsrat besteht gem. § 45a Abs. 2 der Thüringer Kommunalordnung (ThürKO) aus dem Ortschaftsbürgermeister und den Ortschaftsratsmitgliedern.
Der Ortschaftsrat wählt aus seiner Mitte einen oder mehrere Stellvertreter des Ortschaftsbürgermeisters.
Die Anzahl der Ortschaftsratmitglieder ist gem. § 45a Abs. 3 der Thüringer Kommunalordnung (ThürKO) von der Einwohnerzahl der Ortschaft abhängig.
Markus Geßner (Ortschaftsbürgermeister) | |
Alexander Buchner | |
Martin Zeitschel | |
Anja Möller | |
Hannes Zeitschel |
Geschichtliches
Münchengosserstädt liegt am östlichen Rand der Ilm-Saale-Platte in der Erosionsrinne eines früheren Baches, der in die Saale mündete. In diesem kleinen Tal verläuft auch teilweise die Landesstraße 1059 nach Camburg. Am Rand liegen die bewaldeten und steilen Anhöhen des linken Saalehangs.
Bereits 865 taucht ein Ort „Gozarstatt“ -gegründet vermutlich von einem Gozard (Gotthard)- im Hussitingen-Gau in einer Urkunde des Klosters Fulda auf.[1] Nach Wolfgang Kahl wurde Gozarstat am 2. Dezember 958 erstmals urkundlich erwähnt.[2] Die Gemeinde zeigt im Museum im Pfarrhaus die Kopie einer Urkunde von König Otto I. mit Erstnennung im Jahre 957. So beging Münchengosserstädt den 1000. Jahrestag seiner sicheren urkundlichen Erwähnung im Jahre 1957 und den 1050. Jahrestag 2007. Eine Gedenktafel an der Alten Schule zeigt entsprechend der Inschrift: „1050 Jahre Münchengosserstädt. 957 – 2007“.
Von 1200 bis 1849 gab es im Ort ein Rittergut. 1239 wurde Conrad von Gozerstede als Gutsherr genannt, die Familie von Münch besaß das Rittergut von 1421 bis 1799, als es zum Pachtgut umgewandelt wurde. Ab 1368 grenzte sich das Dorf als „Nedirngosserstädt“ von dem benachbarten (und später zur Wüstung gewordenen) Obergosserstädt ab. 1632 hieß der Ort nach dem Besitzer von Dorf und Gut: Mönchen-, dann Münchengosserstädt. Ob in der Nähe Dorfes eine Wüstung Sorau oder Serau liegt, ist umstritten. 1634, im Dreißigjährigen Krieg, brannten ein Teil des Ortes und die Kirche ab. Von 1787 bis 1800 war Karl Christoph Förster Pfarrer in Münchengosserstädt. 1791 und 1800 wurden seine beiden bekannten Söhne geboren.
Im Ort gehörten verschiedene Gerechtigkeiten zum wettinischen Amt Camburg, welches aufgrund mehrerer Teilungen im Lauf seines Bestehens unter der Hoheit verschiedener Albertinischer und Ernestinischer Herzogtümer stand. 1826 kam Münchengosserstädt als Teil der Exklave Camburg vom Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Von 1922 bis 1939 gehörte der Ort zur Kreisabteilung Camburg.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Männer zur Wehrmacht eingezogen. Ihre Arbeit mussten die Frauen, die Alten, „Fremdarbeiter“ und Kriegsgefangene übernehmen. Letztere (Franzosen) wohnten im Saal des Gasthauses, die Zivilarbeiter auf den Höfen. Das Dorf hatte 1939/40 Evakuierte aus dem Saarland, später „Ausgebombte“ aus den Luftkriegsgebieten in Westdeutschland aufzunehmen. Ab Herbst 1944 begann der Zustrom von Flüchtlingen aus den Ostgebieten. Unter ihnen fielen aus dem Rahmen Siebenbürger Sachsen aus Draas, die Anfang 1945 in ihrer Tracht kamen. Zunehmend mussten die Dorfbewohner angloamerikanische Bomberverbände am Himmel sehen und hören, seit Anfang 1945 wurden sie durch Tiefflieger verunsichert. Am 13. Februar und den Folgenächten war der Himmel Richtung Dresden rot verfärbt. Die Bevölkerung ging ihren täglichen Verrichtungen nach, bis am 11. April US-Truppen die Gegend erreichten. Zuerst fuhr eine Gruppe von 12 Panzern durch den Ort, um dann von den Höhen aus Camburg zu beschießen. Ein Panzer feuerte im Dorf auf einen überraschten Wehrmacht-PKW, obwohl dieser gestoppt hatte. Vier Soldaten wurden verwundet, zwei von ihnen schwer. Einwohner holten sie in die Häuser und kümmerten sich um sie. Ein Hauptmann erlag noch in der Nacht seinen Verletzungen. Die anderen wurden von den Amerikanern in ein Lazarett nach Camburg gebracht, wo ein weiterer verstarb. Ein deutsches Flugzeug griff ein amerikanisches Feldlager in der Nähe des Ortes an. Eine Bombe, die erst 1957 im Pfarrgarten geborgen wurde, soll von dieser Attacke gestammt haben. Einquartierte US-Soldaten verbannten die Bewohner in die Keller und bedienten sich an den Vorräten in den Häusern. Wertsachen, Fotoapparate, Uhren und Sportwaffen wurden konfisziert. Ende Juni/Anfang Juli löste Rote Armee die US-Soldaten ab.
So wurde Münchengosserstädt Teil der SBZ und ab 1949 der DDR. Es hatte entsprechend aller gesellschaftlichen Veränderungen mitzumachen, die in diese Zeit fielen: darunter die Kollektivierung der Landwirtschaft. Ein besonders bitteres Schicksal traf die Schwarzmeerdeutschen unter den Flüchtlingen. Sie mussten in ein Sammellager in Erfurt, um von dort auf Dauer in die Sowjetunion deportiert zu werden. Während der Unschädlichmachung eines Blindgängers im Pfarrgarten 1957 wurden alle Dorfbewohner evakuiert. Gearbeitet wurde zur DDR-Zeit in der LPG in Eckolstädt, als Handwerker im Ort und in Betrieben in Apolda und Jena. In den 1970er Jahren wurde ein Neubaugebiet am Sperlingsberg errichtet.
In der Wendezeit 1990 wurden ein neuer Bürgermeister und eine neue Gemeindevertretung gewählt. Es erfolgten Reprivatisierungen, Renovierungen der Häuser, Erneuerung der Infrastruktur und die Anlage eines Neubaugebiets am Lindenweg. 1996 wurde Münchengosserstädt in die neue Einheitsgemeinde Saaleplatte eingeschlossen, mit Verwaltungssitz in Wormstedt. 2007 beging Münchengosserstädt seine 1050-Jahr-Feier.
Vereine
Vereinsname | Ansprechpartner | Kontakt |
Kultur- und Heimatverein | Rene Precht | / |
Feuerwehrverein | Sven Blumenstein | / |
Feste / Brauchtum
- Traditionelle Pfingstfest (wird seit Jahrhunderten festlich über 2-3 Tage begangen)
- Kirmes, jährlich im November
Sozialeinrichtungen, Sportstätten etc.
Kindertagesstätten: | keine |
Schulen: | keine |
Spielplätze: | 1 |
Sportplätze: | keiner |
Dorfgemeinschaftshaus: | 1 |
Friedhof: | 1 |
Jugendclubs: | 1 |
Weitere Informationen über die Ortschaft
Für die Ortschaft Münchengosserstädt sind folgende bekannte Persönlichkeiten erwähnenswert:
- Karl Christoph Förster, geboren 1751 in Altenburg, Pfarrer in Münchengosserstädt, Dichter geistlicher Lieder, Vater der beiden folgenden Söhne
- Friedrich Christoph Förster, Dichter und Teilnehmer an den Befreiungskriegen, wurde am 24. September 1791 im Pfarrhaus zu Münchengosserstädt als Sohn des Ortspfarrers Karl Christoph Förster geboren
- Ernst Förster, deutscher Maler und kunsthistorischer Schriftsteller, Bruder von Friedrich Christoph Förster, wurde am 8. April 1800 in Münchengosserstädt geboren
- Rudolf Scheller, Unternehmer und erster Hersteller von Trockensuppen, verbrachte seinen Ruhestand in Münchengosserstädt und starb hier
Sehenswürdigkeiten der Ortschaft:
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Gedenkstein für Friedrich Förster
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Früheres Pfarrhaus, jetzt Museum
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Früheres Rittergut
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